Herzenspferd

Da ich schon öfters von meinen Pferden geschrieben habe, aber sie noch nie näher vorgestellt habe, möchte ich das jetzt nachholen.

 

Angefangen hat alles vor 7 Jahren… Ich war auf der Suche nach meinem Pferd. Eine genaue Vorstellung hatte ich natürlich: Ein Fjordi sollte es werden, western geritten, am liebsten eine Stute.

Viele Pferde habe ich mir angesehen und auch probegeritten, aber es war einfach nie MEIN Pferd dabei. Wie so oft saß ich vor dem Computer und habe sämtliche Verkaufsforen durchstöbert. Irgendwie blieb mein Blick immer wieder bei einem kleinen schwarzen Pferd hängen.

Nach einem Telefonat war auch schon der Besichtigungstermin ausgemacht. Mit Mama im Auto ging es dann Richtung Eferding. Der Stall war irgendwo im nirgendwo – mein Navi hat total versagt und mich wundert es bis heute, dass wir überhaupt ankamen. Im Stall angekommen, guckten mir schon neugierige Pferdeaugen entgegen und ganz hinten stand das kleine schwarze Pferd. Zugegeben nicht besonders hübsch. Er hat Sommerekzem, hatte keine Decke drauf und das sah man ihm auch an. Aber mein Herz machte einen Hüpfer und ich wusste: ER ist MEIN Pferd.

 

Da ich kurze Zeit zuvor zweimal relativ böse vom Pferd gefallen bin, hatte ich wahnsinnigen Respekt oder besser gesagt Angst vorm galoppieren. Beim Probereiten meinte die Vorbesitzerin allerdings, dass sie ihn mir nicht verkauft, wenn ich nicht wenigstens einmal galoppiert bin. Sie wusste schon warum – er gab von Anfang an auf mich Acht, war ganz langsam und sanft und als er merkte, dass ich keine Angst mehr hatte, wurde er schneller und schneller. Und dann meinte die Vorbesitzerin noch, dass ich mal tölten soll. Tö … was? Ich hatte keine Ahnung was das ist, aber es gefiel mir.

 

Am 27.08.2011 war es dann soweit: Wir holten mein Herzenspferd ab. Als ich in seinen Pferdepass schaute, stand da ein unaussprechlicher Name: Hrafnfaxi frá Austurkoti

Bitte was? Ja ich hatte damals absolut keine Ahnung von Isländern. Also habe ich ihn einfach Skotty getauft. Sein voriger Rufname war nämlich Alfi… und das erinnerte mich eher an ein braunes zotteliges Etwas als an ein Pferd. (Für alle die jetzt nicht wissen wen oder was ich meine: Googelt mal „Alf“)

 

„Zuhause“ angekommen wurde der Neuankömmling natürlich ausgiebig betrachtet. Die Blicke von meinen StallkollegInnen sprachen Bände. „Was will sie mit so einem alten Gaul?“ „Der hat doch Ekzem.. warum kauft man sich so was…“

Doch aus dem hässlichen Entlein wurde ein wunderschöner Schwan in schwarzer Lackierung. Skotty war durch sein früheres Leben sehr misstrauisch Menschen gegenüber. Außerdem ist es mir immer so vorgekommen, wie wenn er sich selbst schon aufgegeben hätte.

Durch Umwege erfuhr ich dann auch von seiner Geschichte. Hier mache ich nur eine Kurzfassung, da es sonst den Blog total sprengen würde. Er wurde mit zwei Jahren von Island nach Frankreich exportiert und wurde dort zur Zucht eingesetzt. Irgendwann kam er dann nach Deutschland, wo er dann mit 13 Jahren kastriert und eingeritten wurde. Später musste er in einer Reitschule mitlaufen. Martina hat ihn dann von dort gekauft und nach Österreich gebracht. Sie musste sich aber auch wieder von ihm trennen und so kam er zur Birgit und dann zu mir. Viele Länder, viele Menschen und dementsprechend viele Erfahrungen.

Skotty hatte furchtbare Angst vor Männern – auch vor sämtlichen Gegenständen wie Mistgabel, Taschenlampe oder Gerte.

Es war ein langer Weg für uns, aber wir haben uns gegenseitig Vertrauen geschenkt und an unseren „Ängsten“ gearbeitet.

Zum Schluss bin ich ihn sogar gebisslos und auch ohne Sattel geritten. Selbst als wir im Schnee stecken blieben, im Wasser fast untergingen oder wir im Wald verloren gingen – gab er immer auf mich Acht und brachte mich wieder wohlbehalten nach Hause.

Ich kenne kein Pferd, dass so einen wunderbaren Charakter hat wie er. „Siicher..:“ denken sich jetzt viele… Jeder behauptet das von seinem Tier und auch jedes Tier hat seinen eigenen Charakter. Das streite ich auch gar nicht ab, aber jeder der Skotty kennt würde das so unterschreiben. Ich kann das jetzt auch gar nicht in Worte fassen und versuch es erst gar nicht zu beschreiben. Kommen und kennen lernen – dann wisst ihr wovon ich schreibe.

Mittlerweile wird er seit zwei Jahren nicht mehr geritten, darf aber regelmäßig als Handpferd mitlaufen. Die Angst vor Männern ist komplett verschwunden – er kuschelt sogar regelmäßig mit meinem Opa und Papa.

Er ist in seinem Zuhause angekommen – und auch der Glanz in seinen Augen ist wieder da.